Wolfsburg, Daten zur Wolfsburg.

Text von der Führung zum Tag des offenen Denkmals am 8. September 2002.

Anfänge der Burg als mit Wassergräben befestigter Hof mit Wehrfunktion in sumpfigem Gelände gegenüber dem Broich (Taleinschnitt des Vorgebirgshangs). Möglicherweise wie andere Anlagen dieser Art (sog. „Motten“) bereits zur Zeit der fränkischen Landnahme (5. – 7. Jahrhundert) oder der Normanneneinfälle im späten 9. Jahrhundert eingerichtet. Archäologische Untersuchungen, die dies klären könnten, stehen noch aus.

1422 wird Grippekoven, ein kleines Dorf, das in unmittelbarer Nähe zu dem befestigten Hof gelegen war, erstmals erwähnt. Der Name verweist auf die Lage an „gripen“, also Wassergräben. Schutzfunktion des Hofes für die Bewohner des Dörfchens, aber auch Kontrolle des Zugangs zu Roisdorf von Norden her in den Kriegsnöten des ausgehenden Mittelalters und der frühen Neuzeit. 1736 wird Grippekoven als Flurname letztmals erwähnt.

1468 erfolgt die erste schriftliche Erwähnung der Burg als „Broicher Hof“ in dem Verzeichnis, das Rutger von Gymnich über die Güter des Klosters St. Clara in Köln anlegt. Der Hof gehörte vormals der Familie der Herren von Metternich, die auf dem Metternichsberg (Burganlage an der Stelle des heutigen Hauses Wittgenstein) saß. Die Nachricht bezieht sich bereits auf das Jahr 1335.

1518 wird ein gewisser Peter auf Broicher Hof genannt.

1582 Junker Johann von Metternich verkauft den Hof an die Grafen von Manderscheid.

1591 erscheinen Wilhelm von Wolff-Metternich und seine Frau Clara als Eigentümer des freiadligen Rittersitzes. Nach Wilhelm von Wolff wird der Hof „Wolfsburg“ genannt. Die Sage weiß es freilich anders.

1626 erhält die Hauptburg der Wolfsburg im wesentlichen ihre heutige Gestalt als rheinische Wasserburg der Spätrenaissance mit getreppten und geschweiften Giebeln. Ein rechteckiger Wohnturm vielleicht des 14. Jahrhunderts (heute die südwestliche Ecke der Hauptburg) wurde zunächst, wohl im 16. Jahrhundert, zu einem Winkelbau ausgebaut, der später durch die Einstellung der nordöstlichen Ecke zu einem Dreiflügelbau auf quadratischem Grundriß erweitert wurde. Das Jahr der Fertigstellung des Umbaus 1626 wird durch Eisenanker an der Front der Hauptburg angezeigt. Die gesamte Burganlage war ehemals mit Wassergräben umgeben (1875ff. zugeschüttet); die Hauptburg war bis ins 19. Jahrhundert hinein von der Vorburg durch einen Wassergraben getrennt.

1716 kauft Johann Jakob von Waltbott-Bassenheim, Herr zu Bornheim, die Wolfsburg. Er vereinheitlicht die Fenster der Hauptburg und errichtet die dreiflügelige Vorburg auf altem Grundriß von Grund auf neu: Die Scheune als südlicher Flügel, Stallungen und Torhaus als östlicher Flügel, ein Gesindehaus als nördlicher Flügel – 1836 abgebrochen. Das Schmuckgitter mit dem Allianzwappen der Familien Wolff-Metternich und Waltbott-Bassenheim-Bornheim sowie die Jahreszahl 1721 zeigt über dem Portal der Hauptburg das Jahr der Vollendung des Umbaus an. Pächter der Burg ist ab 1730 Gerhard Wallraff.

Anfang 19. Jahrhundert wir die Burg an einen Geheimrat Brette verkauft.

1826 geht die Burg an Gerhard von Carnap (Präsident des preußischen Provinziallandtags in Düsseldorf, Bürgermeister von Waldorf / Bornheim, Pächter des Roisdorfer Brunnens, der den Ausbau Roisdorfs zum Kurort unter Einbeziehung der Wolfsburg anstrebt). Carnap verpachtet die Burg an Johann Bernartz aus Roisdorf, die hier eine Restauration betreibt. Die Wolfsburg wird zum beliebten Ausflugslokal, wo Konzerte und auch Pferderennen abgehalten werden. Wegen finanzieller Schwierigkeiten gibt von Carnap die Pacht des Brunnens auf und zieht sich aus Roisdorf zurück. Mit ihm verläßt auch Pächter Bernartz die Wolfsburg.

1860 (?) wird die Wolfsburg an den Kölner Geschäftsmann Heinrich von Wittgenstein verkauft, dem auch das Roisdorfer Haus Wittgenstein an der Stelle der ehemaligen Metternicher Burg gehört. Pächter ist damals ein gewisser Heinrichs; es lebt dort auch zeitweise ein Weinkaufmann Stroof aus Köln.

1862 pachtet die Wolfsburg der Roisdorfer Landwirt Wilhelm Rech (1828 – 1914, von 1888 bis 1908 Ortsvorsteher von Roisdorf). 1883 kauft Wilhelm Rech die Burg von Heinrich von Wittgenstein.

1914 erben die Geschwister Heribert, Agnes und Franz Rech die Burg. Von ihnen übernimmt sie ihr Neffe Heribert. Umfangreiche Sanierungsarbeiten (Ausfugen des Mauerwerks, Teilerneuerung des Scheunenbaus, Pflasterung des Hofes, neue Bestückung mit Fensterläden etc.) in den 1960er und 1990er Jahren.

Heute ist die Wolfsburg im Besitz des Roisdorfer Ortsvorstehers Wilhelm Rech.