Teil 9
In den Jahren 1921 und den folgenden war ein großes Teil meiner Zeit und der vieler anderer Menschen ausgefüllt durch meine Beschäftigung mit den Steuern. Die Steuern, welche unter anderem auch den Zweck haben sollten, die Währung wieder zu stabilisieren, nahmen einen derartig breiten Raum in der gesamten Wirtschaftsführung und in den Gedankengängen des Volkes ein, daß fast für jeden Juristen die tägliche Beschäftigung damit unausbleiblich war. Tatsächlich lief die Steuererhebung stark hinter der Geldentwertung her, und jeder Versuch, sie einzuholen, schien vergeblich. Der Steuern wurden immer mehr und die Erhebungsformeln immer grotesker. Die Steuerdezernenten gewannen sehr an Ansehen und Einfluß und spielten auch gesellschaftlich eine Rolle. Die einflußreichste Stellung hatte wohl der Vorsitzende des Finanzamtes Köln Altstadt, ein gewandter und soignierter Jude Dr. Hirsch, der es mit seiner gewandten Frau in der Kaufmannschaft natürlich nicht leicht hatte, auch gesellschaftlich eine Rolle zu spielen. Onkel Dietrich, dem an seinem Wohlwollen auch gelegen war, trat auch in gesellschaftliche Beziehungen mit ihm, und so erlebte ich ihn eines Abends bei einem gesellschaftlichen Essen, wobei mir die Frau zwar von Person aus dem Gedächtnis entglitten ist, aber sie hatte eine Eigenschaft, durch die sie sich einprägte, ähnlich wie mein Freund Bretz gelegentlich zu erzählen pflegte, daß gewisse sonst ganz vernünftige Menschen sich z. B. einen grünen Strich durch das Gesicht machen, nur um aufzufallen. Frau Hirschs grüner Strich war die in vielen Varianten oft wiederholte Erzählung, wie sie bei ihren zahlreichen Hochgebirgstouren jede Gelegenheit benutzt hatte, um ein Bad in einem wenn auch noch so kleinen oder noch so kalten Hochgebirgssee zu nehmen. Sie erzählte dies nicht ohne Geschick und hatte dadurch die Hörer für sich oder auch innerlich gegen sich, welche derartiges nicht erzählen konnten. Ich gab ihr dafür im Stillen die Bezeichnung Pfützenspringerin. In späteren Jahren wurde ich lebhaft an sie erinnert durch die Schilderungen eines süddeutschen Diplomaten, der vor Jahrzehnten häufig hochalpine Jagden im Gefolge des bayerischen Prinzregenten Luitpold mitgemacht hatte. Der alte Prinzregent spürte auch häufig das Gelüste, in irgendeinem kalten Hochgebirgssee ein erfrischendes Bad zu nehmen und setzte die kurzerhand in die Tat um, wobei ihm die Hofschranzen zu ihrem größten Entsetzen folgen mußten.
Ob Dr. Hirsch seine Stellung dem damals allmächtigen Louis Hagen verdankte, ist mir nie recht klar geworden, ich vermutete es aber. Als Onkel Dietrich gar zu gut Freund mit ihm zu werden begann, schob er zu seinem Schutz einen christlichen, sehr gewandten und verbindlichen Dr. Moll als zuständigen Dezernenten vor. Um die Jahreswende 1921/1922 wurde ein älterer, sehr sorgfältiger Steuerinspektor Müllenbruck zur Buchrevision in die Mühlengasse entsandt und von Onkel Dietrich in die Irrgänge seiner krausen Buchführung eingeweiht. Ich sollte dabei unentwegt neben diesem Buchprüfer dabeisitzen, dieser aber schwieg sich aus wie das Grab und erwies sich als jeder Unterhaltung unzugänglich. Ich gab dann meiner Teilhaberschaft an dieser stummen Unterhaltung bald auf, welche mir ein Gefühl tödlich ermüdender Langeweile gab. Herr Müllenbruck war lange Zeit stark erkältet und brauchte sehr geraume Zeit bis in das Jahr 1922 hinein, um die Prüfung durchzuführen. Das Ganze endete dann mit einer Besprechung im Dienstzimmer des Herrn Dr. Hirsch, worauf später eine Veranlagung zur Einkommensteuer erfolgte, über deren Höhe sich dem guten Onkel Dietrich seine wenigen Haare kräftig sträubten. Es war dann meine Aufgabe, durch die Einlegung von Rechtsmitteln aller Art, von Stundungsgesuchen und dergleichen, die effektive Zahlung über möglichst lange Zeit hinzuziehen.
Genau dasselbe Schauspiel hatten wir, wie die Gewerbesteuer mit dem hierfür zuständigen städtischen Dezernenten Beigeordneten Willi Cleff, mit dem wir viele Sitzungen im sogenannten spanischen Bau des Kölner Rathauses stattfanden. ( Der Satz ist wirklich so formuliert.) Aus dieser Zeit her stammt eine aufrichtige Freundschaft mit diesem Herrn, die bis heute allen Stürmen der Zeit getrotzt hat. Es fand sich, daß wir eine Reihe von ganz gleichartigen Lebensinteressen hatten. Daneben liefen fortgesetzt Steuerveranlagungen und Reklamationen mit den Katasterämtern und den Kirchensteuerveranlagungsbehörden. Onkel Dietrich erzählte allenthalben, was er für einen tüchtigen Steuerdezernenten in der Person seines Neffen und Justitiars seiner Firma hätte, und so bekam ich durch ihn auch noch eine ganze Reihe privater Klienten, die mich ebenfalls mit der Bearbeitung ihrer Steuersachen beauftragten. Daraus entstanden zum Teil Freundschaften, die sich über mehrere Jahrzehnte lang hinzogen.
Von meiner Bernkasteler Zeit her hatte ich noch Beziehungen zu der Witwe meines verstorbenen Bekannten Paul Thanisch, Emmy geborenen Müller. Für sie und ihre Geschwister, welche eine Fabrik in Langenfeld hatten, wurde ich gleichfalls als Steuerberater herangeholt. Ich verfluchte diese Tätigkeit heftig, weil sie mir jede freie Zeit wegnahm, oft wenn ich am Spätnachmittage ziemlich ermüdet von Köln nach Bonn kam, warteten dort schon die Steuerklienten, und die Besprechungen dehnten sich jedesmal endlos aus.
Mit dem damals in vollem Flor stehenden Kinderarzt Dr. Bogen in Bonn hatte ich ein originelles Abkommen : Er behandelte als Mediziner meine häufig erkrankten beiden Kinder ohne Berechnung, während ich hingegen ihm seine Steuersachen ohne Berechnung bearbeitete. Schließlich nahmen diese aber mit Hülfe eines Onkels aus Amerika derartige Formen an, daß ich schließlich dazu übergehen mußte, ein Honorar zu berechnen, was auch willig bezahlt wurde. Ich bin mit ihm stets in Kontakt geblieben. Mit dem Frauenarzt Dr. Trebes hingegen war diese Steuerfreundschaft nicht von langer Dauer. Er fand meine Rechnung zu hoch, ließ mir dies durch meinen Bruder Josef mitteilen, ich zerriß die Rechnung und verzichtete auf Weiteres.
Ein Herr Rolfes wurde ständiger Steuer- und Vermögensrechtsklient, 
   mit dem wir auch einen regelrechten und lebhaften Verkehr unterhielten. 
 Er  hatte mit seinen Brüdern und Schwägern eine Weltfirma Rolfes, 
 Nebel  und Co. in Pretoria in Südafrika gehabt und saß selbst 
als Chef  der Firma in London. Er konnte riesig interessant erzählen. 
Ich war sein Berater in allen Dingen und später der Testamentsvollstrecker 
 seines  Nachlasses. An der Firma waren außer ihm und zwei Brüdern 
 noch  zwei Schwäger namens Nebel und Wippner beteiligt gewesen, mit 
deren Steuersachen und mit denen ihrer Kinder ich mir auch manche Zeit stark 
verkürzt habe.
       
       Das war, wie gesagt, eine wilde Zeit, und die Steuermoral hatte einen
  bedenklichen  Tiefstand erreicht. Die Steuerverwaltung erfand  neue
 Steuern, z. B.  eine Umsatzsteuer auf Luxusgegenstände und richtete
hierfür einen  förmlichen Steuerhäscherdienst ein, der mitunter
zu seltsamen und  unwürdigen Ergebnissen führte. Jedenfalls stand
das eine fest: wer noch etwas zu verlieren hatte, hatte dringend einen Steuerberater
nötig  und die Steuerberater waren so zahlreich wie der Sand am Meere
und fast ebenso  leicht beweglich.  
       
       
1921. Juli und August waren heiß und trocken, ich lag ziemlich lange 
   mit einer leichten Blutung im Bett und fuhr mit Familie am 21.8. in einem 
   Personenwagen der Firma zur Sommerfrische nach Helberhausen, wo uns Frau 
  Horn aus Braunschweig zweimal aufsuchte. Am 8.9. brachte uns das Auto wieder 
  heim. 
       
       Am 14.9. zeigte die Taufe bei Werner in der Amsterdamer Straße 
 ein   sehr schönes Sommerfest. Am 26.10.1921 wurden zahlreiche voraufgegangene 
   Verhandlungen über zehnjährige Vertragsverlängerung mit 
Papst,   von mir Papstkonklave genannt, durch ein Abendessen der Familie und
Firma   bei Will in Rodenkirchen abgeschlossen. (Dies bezieht sich auf den
24.4.1922.)   Am 26.10.1921 Fahrt mit Werner und Papst im Auto nach Nottuln, 
Essen bei  Strumpfwirker dort, dann nach Münster in Westfalen. Abends 
von dort nach Arnsberg, bei Fuldas übernachtet. 
       
       Am 29.12.1921 erstmals bei Bleisch in der Mühlengasse zu Mittag 
 gegessen.   Die Küche in der Mühlengasse hörte mit Jahresschluß 
  auf.
       
       
21.4. Walter Ophey in Düsseldorf kennen gelernt. 
       24.4. Abschluß des Papstkonklaves wie oben.
       13.5. und 21.5. Doppelfahrt nach Baden-Baden. 
       
       1921 und 1922 Einzelhandelsgeschäfte in Pfriemersheim (Böhme), 
   Ackerstraße Düsseldorf, Firma Breuer (Beys), Mieteinigung dort, 
   Senf und Kunst in Düsseldorf.
       
       
In demselben Maße, wie es der Firma durch den Fleiß und die 
   Umsicht des Seniorchefs, seines besten Schülers und Neffen Will Brügelmann 
   und der Umsicht und dem Organisationstalent des Prokuristen Josef Papst 
 gelungen  war, die Firma ständig zu vergrößern, ebenso waren 
 die Verhältnisse  bei anderen größeren Firmen in gleicher 
 Weise zurückgegangen  und deren Inhaber hierüber natürlich 
 mißvergnügt, sahen  nicht ohne Neid auf Dietrich Brügelmann 
 als den Emporkömmling. Sie wußten diese Gefühle mehr oder 
 weniger gut zu verschleiern, um sich nicht der Vorteile zu berauben, mit 
der Firma lohnende Geschäftsverbindung  aufrecht zu erhalten.
       
       Zu diesen Mißvergnügten gehörte vor allem Herr Konsul
  Oehme,  der mit einem Sozius, einer Firma Lippen und Oehme, Großhandel
  in seidenen  Bändern führte. Ein hochgewachsener Mann mit hängendem 
  Schnurrbart  und grauen klugen Augen voll unbändigen Stolzes und Hochmut, 
  seiner geistigen Überlegenheit, sich selbst sehr bewußt und alle
  Welt möglichst ironisch behandelnd. Ich hatte ihn schon früher 
 in meinem Leben anderswo gesehen, vor langen Jahren hatte er mit seiner Frau,
  einer geborenen Bleissen, aus der großen Goldleistenfirma, im Heimannschen
  Hause in Hersel für die Sommermonate seinen Aufenthalt genommen. Die
  Eheleute Reitmeister hielten sich ängstlich von ihm zurück. Herr
  Papst arbeitete lieber mit einer Firma Bing, Söhne und hatte einen
bedeutenden  Umschlag mit ihr in seidenen Bändern. Das fuchste den alten
Oehme nicht  wenig und er mußte sich häufig zu großer Süße
  und Schläue gegenüber Dietrich zwingen, um gelegentlich gegen
einen  sonstigen Gefallen ein gutes Geschäft in seidenen Bändern
in der  Mühlengasse zum Abschluß zu bringen. Dabei verkehrten
die Familien  sonst freundschaftlich miteinander und irre ich nicht, so hatte
er auch mit  D. B. engere Beziehungen in der Liberalen Partei. 
       
       Zu diesen Mißvergnügten gehörte insbesondere auch
ein   Versicherungsdirektor  der Vaterländischen und Rhenania namens
Sternberg.   Bei ihm war eine besondere Veranlassung des Mißvergnügens
gegeben:   Er hatte persönlich  seinem damaligen guten Freunde Dietrich
Brügelmann   eine größere  Hypothek auf dessen Neubau an
der Münze gegeben   in der Hoffnung, ihn  dadurch dauernd persönlich
und für die Firma   an seine Versicherungsgesellschaft  zu verpflichten.
Diese Hypothek durchlief   wie alle anderen auch die Entwertungszeit  und
bei der Aufwertung kam natürlich   nicht viel über die günstige
 Aufwertungsquote hinaus zur Aufwertung.   Dies verdroß den früheren
 Bekannten nicht wenig, die Freundschaft   war gründlich aus, und in
einer  wenig angenehmen persönlichen  Unterhandlung im Gebäude
der Versicherungsgesellschaft  mußte ich manches bittere Wort über
D. B. und seine Manieren hören.  Dazu kam, daß die Sage ging,
der Sohn Werner B. habe eine Tochter von  Sternberg heiraten sollen, wozu
es aber nicht gekommen sei.
       
       
An einem dunklen kalten Maitage fuhr ich morgens nach Köln und es 
   erreichte mich dort ein Brief von Onkel Dietrich aus Baden-Baden. Ich sollte
   dorthin kommen. Ich hatte verdammt wenig Lust. Das Wetter drückte 
gewaltig   und der Eindruck eines großen Hauses von Götz am Sachsenring, 
  das ich mir mit Will angesehen hatte, das einen recht düsteren Eindruck 
  machte, vermochte die Stimmung nicht zu heben. Nachdem ich bei Bleisch zu
  Mittag gegessen und geruht hatte, fuhr ich um fünf Uhr heim bei abscheulichem
   Regen. Anderntags am Samstag, den 13.5.22, war alles anders. Das Barometer
   stieg und ich stand früh auf und beschloß zu fahren. Ich setzte
   mich 8.55 Uhr auf den D-Zug und traf darin den Fabrikanten Rudolf Steiner
   in Köln, mit dem ich mich lange und angelegentlich im Flur unterhielt.
   Er mußte wohl ein besonderes Vertrauen zu mir gefaßt haben,
 denn  ich erinnere mich genau, daß er mir auch seinen religiösen
 Werdegang  genauestens erzählte. Er machte mir einen recht sympathischen
 Eindruck.  Zum Mittagessen trafen wir uns im Speisewagen mit dem Landrat
Lukas aus Opladen  zusammen, und so verging uns die Zeit bei der schönen
Fahrt durch den  Rheingau sehr schnell. In Baden-Baden wurde ich von Dietrich
Brügelmann  und Adolf Hill abgeholt und wir gingen zum Kaffee zu Tante
Emma. Es war ein  genußreicher Tag, der abends mit einem Schlemmeressen
auf Hills Einladung  im Gasthaus zu den drei Königen beschlossen wurde.
Erst spät wurde  das Bett aufgesucht. Ich übernachtete im neuen
Kurhof und war sonntags  früh auf. Ich machte für mich allein einen
herrlichen Waldspaziergang  nach Friedrichshöhe. Um halb zehn war dann
mit Emma das gemeinsame Frühstück  auf Onkel Dietrichs Zimmer.
Anschließend wurde mit ihm den ganzen Morgen  im Garten stramm gearbeitet,
so daß ich mich nach dem Mittagessen zu  Bett legte. Abends wurde dann,
und zwar damals mit Herrn Steiner zusammen  am Tische im Kurhaus zu Abend
gegessen und später auf dem Zimmer noch  von elf bis zwölfeinhalb 
Uhr zwei Flaschen köstlichen französischen  Champagner zum Geburtstag 
von Tante Emma getrunken. Ich notierte in meinem  Tagebuch: Würdiger 
Anfang. Nach einem festen Schlafe stand ich erst später auf, und nach 
dem gemeinsamen Frühstück wurde ein Marsch nach dem Jägerhaus 
unternommen. Dabei war ein unvergleichlicher Blick auf die in vollem Frühlingslicht 
  prangende Rheinebene. Das Mittagessen wurde im Hotel Kurhof, der Kaffee 
im  Hotel Atlantik eingenommen, und nachdem ich mittags einige Kindergeschenke 
  in der Stadt eingekauft hatte, fanden wir uns abends im Smoking zu einem 
 feierlichen Geburtstagsessen von Tante Emma zusammen, zu dem Herr und Frau 
 Oehme aus Köln eingeladen waren, so daß wir zu sechs am Tische 
 saßen. Bis gegen Mitternacht hielten wir uns noch in der Bar auf. Am
 nächsten Morgen war ich wieder zeitig auf und besorgte mir gleich eine
 Fahrkarte. Nach dem Frühstück verabschiedete ich mich von Tante
 Emma und spazierte mit Willi und D. B. noch durch die Stadt über das
 neue und das alte Schloß. Wir haben dort herrlich im Freien gesessen 
 und noch einen Frühschoppen gemacht. Um ein Uhr elf fuhr ich mittags 
 mit der Bahn heim und war acht  einhalb Uhr zu Hause. Unterwegs hatte 
 ich den holländischen Maler Wiegmann kennen gelernt. Aus der Bekanntschaft 
 schloß sich später ein Graphikaustausch an. Ich erinnere mich 
nicht mehr, um was es sich bei einem Vorschlage handelte,  den mir D. B. und
Adolf Hill gemacht hatten. Ich notierte aber andern Tages,  daß ich
ihn ablehnte. Den übernächsten Tag ging es dann mit  Otto und dessen
Wagen nach Neuß zur Besichtigung eines Geschäftslokales   der
Firma Gebr. Hirsch. Einer von der Familie Richen, Verwandter von Bürgermeister 
  Klein aus Hersel, hatte das Haus in Verwaltung. Nach Besichtigung von St. 
   Quirin fuhr ich um halb eins mit dem Schnellzug nach Köln, aß 
  bei Bleisch, hatte eine Besprechung mit Will und ging zu Notar Schmidt, 
bei  welchen eine Verkäuferversammlung war. Wir beurkundeten den Ankauf 
eines  größeren Grundstückes, von einem Landrat Minten verhandelt, 
  der Kauf gelang ebenfalls. An diesem Tage kam ich recht müde nach Hause.
  Ich hatte das Gefühl, daß meine Lunge nicht recht in Ordnung
sei.  Am anderen wurde in Köln beschlossen, daß wir am nächstkommenden
  Sonntag e alle zusammen zu einer Besprechung nach Baden-Baden fahren wollten,
  um die Sache (vermutlich handelte es sich um die Gründung von Dortmund)
  zu regeln. Ich packte daheim meine Sachen und gab andern Samstags morgens
  eine Schachtel mit Anzug in Köln ab. Ich war schon um zwölf Uhr
  wieder zu Hause, machte nach Tisch mit Helene und den Kindern einen Ausflug
  ins Siebengebirge. Wir marschierten hinter Heisterbach nach der Rosenau,
 später dann nach Königswinter und Mehlem und mit der Straßenbahn
 heim. Selbigen Abend wurde mir noch das Frühstück für den
anderen Morgen mit Thermosflasche zurechtgemacht. Ich war zeitig auf und
konnte bequem frühstücken. Bereits um zehn Uhr kam das Auto, ein
neuer Sechssitzerwagen, offen, für Onkel Dietrich. Will und Otto und
deren Vetter Werner waren darin. Dazu zwei Kraftfahrer, die sich miteinander
ablösten. Es ging schnell in den herrlichen Morgen hinein rheinaufwärts.
In Boppard wurde bereits gefrühstückt und ich sehe noch in Spay
die Leute zur Kirche gehen. Es war ein ganz unvergleichlicher Morgen und
eine herrlich Fahrt. Es wurde immer äußerstes Tempo genommen und
die Fahrer waren immer frisch. Zum Mittagessen waren wir bereits in Heidelberg
am Schloßhotel und machten nach Tisch einen Verdauungsbummel zum Scheffeldenkmal.
Auf den Bänken dort wurde Mittagsrast gehalten und Otto schlief fest
ein. Einmal kam uns der Gedanke, wir sollten ihn doch ruhig schlafen lassen
und weiterfahren. Das hätte aber den Plan gestört und so mußten
wir ihn wecken und mitnehmen. Die Fahrt durch Baden-Baden werde ich nie vergessen.
Endlose, meist schnurgerade Straßen , dabei Wettrennen mit einem Auto
des alten Kommerzienrates Lindges, das wir aber schließlich überholten
und siegreich schlugen, nachdem es sich ein wenig verfahren hatte. Die Geschwindigkeit
  war derartig, daß die Luft wie eine eherne Säule vor einem stand
  und man Mühe hatte zu atmen. Otto, der noch nicht ausgeschlafen war,
  blieb trotz der heftigen Bewegung aufrecht sitzen und wackelte dabei gewaltig
  mit dem Kopf, was einen beängstigenden Eindruck machte. Bereits um
fünf  einviertel waren wir in Baden-Baden und erregten im Hotel allgemeines
Aufsehen  durch den großen gemeinsamen Tisch beim Abendessen. Allerhand
Vermutungen   wurden an diese Konferenz geknüpft. Alle logierten im
Kurhof und wir   kamen erst spät zu Bett. Ich schlief mit Will zusammen.
Trotzdem war   ich des Morgens sehr früh auf, brauchte allerdings längere
Zeit   zur Toilette. Das Frühstück nahmen wir zu vier auf der Veranda 
 ein, daran schloß sich wieder eine Konferenz mit D. B. Vor Tisch wurde 
 noch ein Vertrag mit Adolf Hill und Briefen dazu entworfen. Nachdem wir im
 Hotel zu Mittag gegessen und nachmittags im Hotel Atlantik den Kaffee genommen
 hatten, fanden wir uns zum Abendessen im Kursaal. Otto fuhr mit dem Nachtzug
 heim. Zu vieren ging es dann noch in ein Bierrestaurant. Den nächsten
 Tag, es war der 23. Mai, war ich zeitig auf, packte und verabschiedete mich
 beim Frühstücken. Um halb neun wurden dann Vetter Werner und ich
 in der alten Limousine abgefahren, und wir besuchten unterwegs unseren gemeinsamen
  Vetter Max Forstmann in Zwingenberg an der Bergstraße. Die Fahrt
werde   ich nie vergessen. Es war ein knuffig heißer Tag und wir trafen
gegen   halb eins bei Max ein. Es waren gut 36 Grad im Schatten. Ich weiß
noch,  daß wir aus einer großen Schüssel reichlich Spargelgemüse
  aßen und uns nach Tisch in Maxens Zimmer es etwas bequem machten.
Nachher  wurde dann noch der Garten besichtigt und wir hatten einen Einblick
darin,  mit welchem Fleiße Max, seine gute Frau Luise und seine Kinder
dort  das Anwesen bearbeiteten. Es war kein leichtes Leben da. Gut hatte
es nur  das kleinste Kind, der Wilhelm, er lief barfuß, nur mit einem
Höschen  und Hemdchen bekleidet, umher und wurde ob seiner Toilette
und seiner sonstigen  Sorglosigkeit allgemein beneidet. Um drei Uhr ging
es dann wieder weiter.  In Sankt Goarshausen machten wir eine Pause, um uns
etwas an Eis zu erfrischen.  Um acht Uhr abends konnte ich in Bonn aussteigen.
Gleichzeitig mußte  ein Reifen gewechselt werden. 
       
       Andern Tags war ich in Köln und aß etwas zeitig bei Tante 
 Maria,   wo ich anschließend eine Besprechung mit Günther und 
Grete wegen   der Korsettfabrik von Steiner hatte. Bei einer wahren Bruthitze 
traf ich  mich um zwei Uhr am Rhein auf dem Schiff mit Werner und der ganzen 
Familie  Lukas. Ich fuhr bis Bonn mit, es war eine herrlich Fahrt, und abends 
war ich mit Helene auf der Lese, wo wir den Herrn Richel aus Neuß trafen. 
 Wir kamen erst gegen Mitternacht heim, nachdem wir uns an gutem Rotwein gelabt
  hatten. Andern Tags ging es nicht nach Köln, es war mir ordentlich 
schlecht  vor lauter Hitze und wir gingen nachmittags nach Hersel, wo etwas 
mehr Luft  war. Endlich kam es zu einem Gewitter und zu einer ersehnten Abkühlung. 
  Anderntags war es im Wagen Kühl. Ich hatte zwei Unterredungen mit Bell
  und notierte: Er versuchte mich zu lausen. Zu Mittag wurde bei Bleisch gegessen,
  nach kurzer Ruhe nach Düsseldorf gefahren, wo ein Mietstermin stattfand.
  Abends war ich dann müde zu Hause. Den nächsten Samstagmorgen 
waren  Onkel Dietrich und Adolf Hill bereits wieder in Köln und es erledigte 
  sich alles. Ich konnte so zeitig nach Hause kommen, daß wir nachmittags 
  einen Ausflug nach Kottenforst und Schönwaldhaus zu Fuß nach 
Godesberg   machen konnten. Dies wären einige angenehme Tage aus meiner 
damaligen   Beschäftigung bei Brügelmanns. 
       
       
Vorspiel. Ich war  noch nicht in der Firma, als ich den Inhabern zum
Ankauf eines größeren Gutes riet. Es handelte sich um Müttinghoven, 
   ein Reutersches Familiengut unweit Morenhoven gelegen. Es gehörte 
dazu   ein verfallenes Schloß, in dessen weitläufigen Räumen 
die   englische Besatzung Radsport betrieb. Zu Beginn der Entwertungszeit 
war es  zum Preise von vier mal hunderttausend Mark käuflich zu erwerben 
 und  wurde dafür später auch versteigert. Ich malte ihnen vergeblich 
   die Gewinnmöglichkeiten für den Erwerb eines derartigen Grundstückes 
   aus. Auch die Möglichkeit des künftigen Erwerb eines Erbadels 
 usw.  Man hatte dafür nur ein fröhliches Schmunzeln. Tatsächlich 
   ließ sich dieses Gut auch durch Aufteilung an die benachbarten Bauerndörfer 
   gut verwerten, gut parzellieren und auch zu mehreren kleineren Höfen 
   umgestalten. Über den Verkauf von Wolle und Baumwolle hinaus aber 
ging   es damals noch nicht. Und so war keine Meinung dafür.
       
       
Meine Erfahrungen in Grundbuchsachen sollte ich aber bald in der Firma 
   auf anderem Gebiete fruchtbar machen können. Es handelte sich einmal 
   um die Ausdehnung des Deutzer Fabrikgebäudes durch die Anlage einer 
  Strickerei und eines Eisenbahnanschlusses. Für beides wurden größere 
   Grundstücke benötigt. Zugleich auch wurde der Sinn dafür 
 geweckt,  daß es sich empfähle, möglichst alles Terrain zu
 erwerben,  was rechts der Wermelskirchener Straße lag. In jahrelangen 
 Bemühungen  ist dies tatsächlich gelungen bis auf ein nach Kalk 
 zu gelegenes Grundstück  der Erben Schäfer, an welchem ein Amtsgerichtsrat 
 Rheindorf in Cleve  beteiligt war.
       
       Bei den Grundstücksverhandlungen für das Fabrikgelände
  wurde  ich auch bekannt mit einem Staatsanwalt außer Diensten Windhorst, 
  dem  Justitiar der Vereinigten Stahlwerke van der Zypen und Charlier. Er 
 vertrat  auf Anweisung seines Generaldirektors Grosse den Standpunkt: Nicht 
 verkaufen,  sondern tauschen. Um nun zu erfahren, welche Grundstücke 
 er für  tauschenswert hielt, legte er mir ausführliche Pläne 
 von allen möglichen Grundstücken vor, an deren Erwerb die Stahlwerke 
 ein direktes oder indirektes Interesse in der Form hatten, daß sie 
dieselben wieder mit der Stadt Köln tauschen konnten. Alle diese Grundstücke 
  merkte ich mir sehr genau und wir kamen bald auf den Gedanken, solche Grundstücke 
  nicht nur zum Tausch mit den Stahlwerken, sondern auch zum direkten Tausche 
  mit der Stadt Köln zu erwerben. Der Vetter Werner Brügelmann hatte
  nämlich vor, sich später einmal ein größeres Haus
mit   Garten, und zwar ganz im Norden der Stadt zu bauen. Als Gegenstück 
zum  Neubau seines Vetters Will Brügelmann in Rodenkirchen. Auch die 
Stadt  war zur Hergabe der hierzu erforderlichen Geländestreifen eher 
im Wege  des Tausches als des Kaufes zu bewegen. Infolgedessen eröffnete 
ich eine rege Kauftätigkeit und es gelang mir, eine ganze Reihe Grundbesitz 
 zusammenzukaufen. Dieser wurde teilweise an die Stahlwerke vertauscht, teilweise 
 aber in Reserve gehalten für den Neubau Werners. Nach dessen plötzlichem 
 Tode fielen die Baupläne von ihm weg und es zeigte sich, daß die
 Firma eine ganze Menge Grundbesitz übrig hatte, welcher bei der Fabrik
 nicht mehr zu verwerten war. Dieser wurde dann später zu ordentlichem 
 Preis der Stadt Köln verkauft, wobei diese die Zahlung der Wertzuwachsteuer 
 übernahm, was sehr wesentlich für das Zustandekommen dieser Verkäufe 
 war. Es gelang mir, hierbei eine ganz schöne Summe als Gewinn zu erzielen, 
   von dem ich selbst eine hübsche Summe als Tantieme erhielt. 
       
       Nicht nur das Gelände für den Eisenbahnanschluß und
 die   Strickerei, sondern auch noch reichlich Gemüseland, Fußballplatz
   und Erholungsterrain und noch eine ganze Menge von Schrebergärten
konnte   die Firma als endgültigen Gewinn für sich aus dieser Grundbuchabteilung
   buchen, trotzdem daß Will häufig hieran seine Kritik zu üben
   versuchte. Ich hielt ihm jedesmal entgegen, daß Grundbesitz das
einzige    Monopol auf Erden sei und daß notorisch von allen größeren
   Firmen letzten Endes immer nur der Grundbesitz übrig geblieben sei.
  Das beruhigte ihn dann wieder. Tatsächlich läßt sich meines
  Erachtens etwas Großes und Dauerndes ohne ausreichenden Grundbesitz
  überhaupt nicht machen.
       
       
Eine recht verdrießliche Tätigkeit für das erste Jahr meiner
Arbeit in der Firma war die Abwicklung der Schadensfälle aus Eisenbahnverlusten
bei der Eisenbahnbehörde selbst und bei den hierfür zu Hülfe
genommenen Transportversicherungen. Die Eisenbahn, bei der riesig gestohlen
wurde und bei der die Ersatzansprüche mit der laufenden Entwertung der
Währung lawinenartig anschwollen, verschanzte sich hinter einer Bestimmung,
daß sie für „Kostbarkeiten“ nicht hafte, d. h. wenn der Verlust
mehr als 150 Mark bei Kilogramm der verlorenengegangenen Waren ausmacht.
Um Kostbarkeiten handelte es sich überhaupt gar nicht. Der Wert der
Ware war stets derselbe, höchstens geringer, am Dollar gemessen. Erst
nachdem Vetter Otto mich zu meinem größten Mißvergnügen 
   häufig in heftiger Weise bedrängt hatte, raffte ich mich zu persönlichen
   Verhandlungen mit der Eisenbahn auf und begann mit Klage zu drohen. Ich
 hatte  mir sonst zum Grundsatz gemacht, möglichst wenig mit Klagen
zu  tun zu  haben und fand hierbei volles Verständnis bei allen Firmeninhabern.
  Ich selbst habe es auch tunlichst in jeder Weise vermieden, Prozesse während
   meiner Justitiartätigkeit zu führen. Ich habe mir damit in der
  Tat viel Arbeit und Ärger erspart. Allmählich wurde die Eisenbahn
  weich und fing langsam an zu zahlen. Die Versicherungsgesellschaft war
eine   Zeit lang hartköpfiger, bis ich mir ein eigenes Büro für
diese  Schadensfälle zulegte und damit begann, sie systematisch mit
genau bearbeiteten  Schadensmeldungen zuzudecken. Das wirkte. Es kam oft
genug vor, daß  ich nicht nur den Damen meines Büros, sondern außerdem
sämtlichen  anderen Schreibkräften für Tage, ja für Wochen
sämtliche  Konzepthefte vollschmierte und die Briefe an die Berliner
Versicherungsgesellschaft  paketweise abgingen. Schließlich sah diese
kein Durchkommen mehr. Ein  Vertreter kam und es wurde ein Vergleichsabschluß 
 über die Aufhebung  des Versicherungsvertrags gegen Zahlung einer schönen 
 Summe im Vergleichswege  vereinbart, wobei ich mir aber alle Regreßansprüche 
 gegen die Eisenbahn nach den Vorschriften der Eisenbahnverkehrsordnung für 
 die Firma vorbehielt. Gleichzeitig arbeitete ich einen Plan aus, keine neue 
 Transportversicherung   mit einer Versicherungsgesellschaft abzuschließen, 
 sondern diese in   eigene Regie zu nehmen. Die Verkaufsbedingungen wurden 
 einfach dahin geändert,   daß die Verkäuferin das gesamte 
 Transportrisiko gegen einen billigen   Satz von einigen Promille des Warenwertes 
 übernahm, diesen den Kunden   in Rechnung stellte und sofort jeden Schadensfall
 in kulantester Form, sei   es in Natura oder sei es in Geld vergütete.
 Alle Kunden fanden dies  sehr ordentlich und zahlten die geringe Provision
 gerne. Ich führte darüber genaues Buch, stellte die tatsächlich
 gezahlten Schäden dagegen, zog die von der Eisenbahn hereingeholten
Summen ab und es ergab sich ein ansehnlicher Gewinn, aus dem ich reichlich
meine Gehaltsansprüche decken konnte. Dies imponierte den Kaufleuten
und fand ihren Beifall. Weniger Beifall hatte ich später damit bei Onkel
Dietrich, als der versteckte Kampf um meine Beteiligung begann und ich an
Hand genauer Statistiken ihm meine Verdienst auf Mark und Pfennig nachzuweisen
versuchte. Er meinte ärgerlich:   er habe mich nie auf Stücklohn,
sondern auf Akkord engagiert.
       
       Ich meine aber, dieses System der Selbstversicherung ist heute noch
 bei   der Firma in Gang. Überflüssig zu erwähnen, daß
 einmal   ein Versicherungstechniker vorzuhalten versuchte, wir hätten
 nicht die  Genehmigung der Reichsversicherungsbehörde. Ich hörte
 ihn ruhig  an und lachte ihn aus: Was wir Versicherung nennen, ist nichts
 anderes als  eine einfache kaufmännische Kondition.
       
       
Der älteste Sohn des verstorbenen Onkels Wilhelm Brügelmann, 
   geboren am 2.10.1880, war fast gleichaltrig mit meinem Schulfreund und 
Schwager   Wilhelm Reitmeister, seinem Vetter. Die beiden Mütter standen 
sich sehr  nahe und blieben es ihr ganzes Leben lang. Ich habe den Vetter 
Will schon  als kleinen Knaben in Hersel und Bonn kennen gelernt, später 
begegnete  ich ihm als Student in Berlin wieder, so er sehr darunter litt, 
daß  er nicht auch Student war. Er war damals Lehrling bei einer bedeutenden 
Textilfirma  Gerson. Wir trafen uns auf einem Fest eines akademischen Studentenklubs 
an  der Berlin-Charlottenburger Hochschule, der mein Freund Reitmeister angehörte. 
   Sein Onkel Dietrich aber bestand mit eiserner Fuchtel darauf, daß 
 er  nach kaufmännischer Ausbildung möglichst bald in die Firma 
eintreten  mußte, um die Stellung seines Vaters auszufüllen. Onkel 
Dietrich  hat mir öfters zugestanden, daß er niemals einen besseren 
Lehrling  gehabt habe und daß sein Neffe Will sich mit eisernem Fleiß 
in  die Firma eingearbeitet habe. Es war ihm schließlich doch vergönnt 
   worden, für eine Zeitlang wenigstens an der Kölnischen Handelshochschule 
   zu studieren, um einigermaßen Ersatz für das Studententum zu 
 finden,  um das er sich betrogen fühlte. 
       
       Zugleich war er ein eifriger Sportsmann, betätigte sich mit Fußballspiel 
   und Hochtourenklettereien in der Schweiz. So hatte er z. B. ungeachtet 
aller   Abmahnungen seines Vaters, der ihn an die Gräber der Abgestürzten 
   führte, das Matterhorn in der Schweiz bestiegen, immerhin eine erstaunliche 
   Leistung. Er selbst erzählte mir dies später höchst bescheiden 
   und meinte, man müsse nur die Ausdauer und Vorsicht haben.
       
       Aus seinen wenige beredten aber um so eindrücklicheren Darlegungen
   habe ich entnommen, in welcher Weise er am inneren Aufbau der Firma beteiligt 
   gewesen ist, so daß diese nach seinem persönlichen Ausspruch 
 mit  der Präzision eines riesigen Uhrwerks arbeitete, al sich zur Arbeit 
  dahin kam.
       
       Er war der einzige, der bei der maßgebenden Besprechung über
   meine Aufnahme in die Firma auch die Frage an mich richtete, ob ich glaubte
   vor mir auch all dasjenige verantworten zu können, was ich in der
Firma   miterleben würde und was nicht immer mit einem feinfühligen
und   überängstlichen Gewissen vertreten werden könnte. Ich
beruhigte   ihn in dieser Hinsicht, die Folge zeigte, daß er recht
hatte.
       
       Er hatte in jungen Jahren geheiratet, und ich hatte ihn als später
   angeheirateten Vetter mitunter besucht. Diese Heirat war nicht ganz nach
  dem Willen seiner Eltern ausgefallen, weil diese es lieber gesehen hätten,
   daß seine Frau, wie seine Mutter, größere Mittel zum
Weiterbau    der Firma mitgebracht hätte. Diese Ablehnung hat seine
Frau ihren Schwiegereltern   nie vergessen können. Es dauerte auch jahrelang,
ehe sie ein erstes  Enkelkind bekamen, es folgte dann bald der Sohn Friedrich
Eilhelm, genannt  Gerd, der heute als Soldat im Osten steht. Später
kam dann noch ein zweiter Sohn, Helmuth, der als Flieger bei Dieppe auf französischem 
 Boden durch einen Unglücksfall enden mußte, nachdem er schon vorher
 einmal über Dünkirchen abgeschossen worden war. Dieses erinnert
 an die Kriegserlebnisse seines Vaters, er wurde im Laufe des Weltkrieges 
als ungedienter Mann eingezogen, kam zur Artillerie und schoß aus dem 
Sextental auf die Italiener bereits zu einer Zeit, als wir mit Italien noch 
gar nicht im Kriege waren. Später hat er dann eine üble Verwundung 
erlitten bei irgendwelchen großen Angriffen in Frankreich. Er kam in 
Gefahr, sein Augenlicht zu verlieren und wurde nur wie durch ein Wunder gerettet. 
  Später wurde er dann noch zum Offizier ausgebildet. Und er machte dann
  nochmals größere Materialschlachten mit. Dies alles hatte ihm
 gewaltig zugesetzt, aber er war letzten Endes doch wieder wohlbehalten nach
 Hause zu den Seinen zurückgekehrt. Er bewohnte ein schönes einfaches
 Haus in Rodenkirchen bei Köln. Er hatte sich dazu entschlossen, ganz
 draußen auf dem Lande zu leben, wenn er auch zweimal täglich mit
 dem Wagen zur Firma und in die Stadt hinein fahren mußte. Noch in
der  Entwertungszeit hatte er sich ein größeres Gelände in
Rodenkirchen  gekauft, und ich half ihm dies durch Zukauf noch zu arrangieren. 
Unvorsichtiger  Weise hatte er sich mit der Architektenfirma Fabritius und 
Hahn eingelassen,  diese hatten ihm eine Unmasse Entwürfe gefertigt und
berechneten ihm  diese samt und sonders, als er sich von ihnen löste. 
Es kam zu einem  Prozesse, in welchem namentlich Fabritius seine Rechte bis 
auf das Alleräußerste   verfolgte. Dann baute er sich nach den 
Plänen von Merrydl ein großes   Haus von einprägsamer Eigenart, 
leider folgte er meinem Rate nicht,  die Kellersohle über die von der 
Reichsbahn durch jahrelange Erfahrung  erprobte hochwasserfreie Schienenoberkante 
zu legen; tatsächlich ist  der Neubau dann auch mehrmals einer Überschwemmung 
ausgesetzt gewesen,  wobei jedesmal die Erdgeschoß- und Heizungskellerräume 
überschwemmt  wurden. Er gab dies mir später wiederholt zu und bedauerte,
meinem Rate  nicht gefolgt zu sein. 
       
       Im Gegensatz zu Onkel Dietrich und Otto, die nach gewöhnlicher
 Laienart   sich bedenkenlos anmaßten, auch ein künstlerisches
Urteil zu besitzen,  vertrat er den nüchternen und selbstkritischen
Standpunkt: wir verstehen  etwas von Wolle und Baumwolle, aber nichts von
Kunst. Wollen wir uns dies  nicht weismachen. In der Tat wurde er in diesem
Punkte vernünftigen  Ratschlägen häufig zugänglich. Auf
meine Anregung beauftragte  er Pitt Müller mit der Herstellung zweier
großer künstlerischer  Metalltüren, die heute noch das Haus
zieren. An gemütlichen Räumen  fand sich in dem Neubau hauptsächlich
sein Zimmer, während das Eßzimmer mit den Originalen der Vorfahrenporträts
einen geradezu erkältenden Eindruck machte. In seinem Zimmer aber fand
sich eine riesige Bibliothek mit den schönsten Dingen darin. Eine ganze
Reihe von Ölgemälden   aus den Hochalpen, wenn ich nicht irre,
von Bauriedl, waren künstlerisch   wertlos und konnten höchstens
als gute Reiseandenken gelten. Eines Tages  entdeckte ich in der Bibliothek
einen sehr guten alten Holländer, eine  Schneiderwerkstätte darstellend,
eines bekannten alten Holländers.   Bei näherer Besichtigung sehe
ich, daß es ein imitatorisch gut   gelungener Faksimilebuntdruck war,
und ich war ganz entrüstet, vermochte   aber Will es kaum klar zu machen,
daß eine solche Imitation bei ihm   doch an Betrug grenze, da er die
Mittel hatte, sich auch ein Original zu  beschaffen. Er konnte mich erst
gar nicht recht verstehen. Ich habe weder  ihn noch seine Frau jemals dazu
vermocht, sich ein gutes Landschaftsbild,  z. B. von Julius Bretz, anzuschaffen.
Eines Tages gefielen ihm Landschaften  des etwas matten und biedermeierlichen,
aber sonst flotten Malers Gradl. Er legte mir mehrere Gemälde vor und
war natürlich auf dasjenige versessen, was ich als das schwächste
bezeichnen mußte. Ich mußte ihm dann die Gründe hierfür
des längeren auseinandersetzen, und endlich schien ihm ein Fünkchen
Verständnis zu dämmern, und er entschloß sich für das
ihm angeratene bessere Stück. Später kam er noch des öfteren
darauf zurück und lobte es stets. Gradl hatte eine Rheinreise dazu benützt,
um alle möglichen und unmöglichen Rheinansichten, meist bei bedecktem
Himmel und leuchtender Landschaft zu einer Fülle von kleinen niedlichen
Bildern zu verarbeiten, welche reichlichen Absatz fanden. Die viel feinere
und herbere Kunst von Julius Bretz blieb ihm stets verschlossen, ebenso wie
seiner tüchtigen Frau Änne, deren Kunstverständnis im Grunde
zwar ehrlich gemeint und auch durch ein fleißiges Studium vertieft
war, sich aber nicht über ein beschränktes Kunstgewerbe zu erheben
vermochte. Sie hat auch heute noch ein gutes Verständnis für Durchschnittsfayencen 
 und Töpfereien besserer Art.
       
       Im Familienbildnis kamen beide nicht über die Art des in der
Familie    allgemein gebräuchlichen Richard Vogts, eines angeheirateten
Vetters    und Kunstmalers in Düsseldorf hinaus. Immerhin waren die
Bildnisse  von  Will und Änne einen Stich besser als die meist geradezu
lieblos  gemalten  Bildnisse von Tante Emma und Onkel Dietrich. Da hat es
Papst schon  klüger  gemacht: er hat sich auch von Vogts malen lassen,
dazu sich aber die Mühe  genommen, ihm in seinem Atelier zu sitzen,
wobei Vogts durch nichts abgelenkt  und so sein Bildnis bedeutend besser
wurde.
       
       Einer Szene erinnere ich mich genau: Jeden Morgen pflegte Will eine
 besondere   Sorgfalt auf das Putzen seiner Brille zu verwenden und diese
war in der Tat  stets funkelnd blank. Ich selbst hatte auch die Empfindung,
daß hinter  dieser Brille und hinter der ganzen Person ihres Trägers
noch ein zweiter  Mensch stände, der mit einer gewissen ironischen Verachtung 
 auf das erste Exemplar herunter zu blicken pflegte. Ich äußerte 
 ihm verschiedentlich  diesem meinem Eindruck und begegnete jedesmal seinem 
 verständnisvollen  Blick. Es wohnten tatsächlich zwei Seelen in 
 seiner Brust und ich konnte  es oft genug beobachten, wie er bald der einen, 
 bald der anderen Seele nachzugeben  pflegte. Jedenfalls hatte er im Laufe 
 der Zeit eine starke Selbstzucht errungen  und ich habe es selten erlebt, 
 daß er auch in Momenten höchster  Aufregung aus der Form geriet. 
 Ein gewisser Humor war ihm eigen: Und er verstand  sich darauf, ihn mitunter 
 spielen zu lassen. 
       
       Als sein Sohn Gerd heranwuchs, beteiligte sich dieser bei Familienfesten 
   und Einladungen sehr an der Beschäftigung der Gäste. Ich erinnere 
   mich, daß eines Tages nach dem allgemeinen Essen in größerer 
   Gemeinschaft ein Skiwettrennen stattfand, bei welchem jeder der männlichen 
   Teilnehmer ein paar Kinderski untergeschnallt bekam und dann mit einer 
ziemlich   wilden Fahrt durch die unteren Räume die Treppe des Erdgeschosses 
herunter-   und heraufmachen und dabei Engpässe passieren mußten 
usw. Ich  war einer der letzten, die anzutreten hatten und benutzte die Muße, 
  um die anderen genau zu beobachten und alle gefährlichen Punkte genau 
  festzustellen. Als ich drankam, ging ich mit großer Gelassenheit vor,
  machte keine Fehlgriffe und war nicht sehr erstaunt, als ich zur allgemeinen 
  Verblüffung den ersten Preis bekam in Gestalt einer silbernen Skinadel, 
  die ich heute noch besitze, wenn sie mir auch von Zeit zu Zeit abhanden 
gekommen  war. Gerd hatte genauestens mit der Stoppuhr nachkontrolliert und 
das fröhliche   Geschrei über Schiebung konnte nicht stichhalten. 
Gerd zeigte überhaupt   allerhand Talente, konnte Drehbücher für 
Kinoaufführungen  herstellen und gab später als erwachsener Mann 
in die Kriegszeitschrift  mitunter Schilderungen, welche von echtem Verständnis 
zeugten. 
       
       Lange Jahre hatte ich in der Konferenz meinen Platz neben Will, und
 zwar   saß ich an der Schmalseite des Konferenztisches, Otto gegenüber. 
   Mit Will verstand ich mich meistens ausgezeichnet. Ich erinnere mich einer 
   Unterhaltung sehr ernsten Inhaltes:
       Ich: Ich bin mir bewußt, daß ich manchen Fehler und manche 
  Untugend  habe, aber von einem weiß ich mich frei, ich habe gar keinen 
  Ehrgeiz.
       Darauf Will: Muß ich das glauben? 
       Ich: Nein, ich habe nicht einmal den Ehrgeiz, das von dir zu verlangen.
   
       Er schüttelte bedächtig das Haupt und ich erklärte
ihm,   daß  es mir hauptsächlich darauf ankomme, gehörig
zu verdienen.   Mein  übriges Leben möchte ich nur mir und meiner
Familie widmen.   
       Ich glaube aber, daß er sich nach und nach davon überzeugt
  hat,  daß ich recht hatte.
       
       Für ihn war es natürlich das Höchste, einmal Seniorchef 
  des  Hauses zu werden. Nachdem Onkel Dietrich im Mai 1929 verstorben war, 
  wurde  ihm dieser Wunsch erfüllt, er hat aber nur noch vier Jahre lang
  dieses  Amt ausgefüllt und sich keineswegs leicht damit getan. Er
hatte   früher  einmal gehofft, sich in seinem Alter im Wesentlichen 
von den   Geschäften  zurückzuziehen, in Ruhe und Stille draußen 
zu   wohnen und nur dann  und wann sich einmal in der Firma zu zeigen. Er 
wurde   grausam enttäuscht.  Sein Sohn Gerd war noch nicht herangewachsen 
soweit,   daß er ihn hätte  vertreten können, und so angenehm 
als Mitgesellschafter  sein sehr viel  jüngerer Vetter Kurt Brügelmann 
war, einen ebenso  wenig angenehmen  Partner hatte er in Person seines jüngeren 
Bruders  Otto, mit dem er häufig genug heftige Zusammenstöße 
hatte.  
       
       Mir gegenüber hatte er, als ich 1928 Notar wurde, etwas kleinlaut 
  geäußert,  dein Notariat wird uns  noch einen ordentlichen 
  Batzen Geld kosten. Er war der naiven Ansicht, daß ich mir das Notariat 
  mit einer größeren  Abfindung abhandeln ließe. Ich dachte 
  gar nicht daran. Mein Bestreben  war vielmehr, mich langsam und sicher von
  der Firma abzulösen, daß  ich immer noch den persönlichen 
  Kontakt mit den Inhabern aufrecht erhielt.  Und so ist es in der Tat auch 
  gekommen.
       
       Was Will am meisten niederdrückte, war, daß er Unglück 
  in  der Familie hatte. Das körperliche Gebrechen seiner Tochter Ilse 
  ging  ihm Tag und Nacht nach. Schließlich machte er seine Erholungsreisen 
   auch allein. Von einer solchen kehrte er eines Tages plötzlich zurück 
   und starb ziemlich schnell am 27.4.1933, während seine Frau und Tochter 
   sich auf einer Seefahrt im Mittelmeer befanden und gar nicht zu erreichen 
   waren. Dank der eifrigen Mithülfe seines damals als Oberbürgermeister 
   von Köln in frischem Flor stehenden Schwagers Riesen wurde das Begräbnis 
   des guten Will in Form einer nationalsozialistischen Parteifeier aufgezogen. 
   Er würde sich selbst nicht wenig darüber gewundert haben. Bei 
 diesem  Begräbnis trafen sich eine Menge Familienmitglieder, die sich 
 seit Jahren  nicht mehr gesehen hatten. Bei seinem Vetter Max Forstmann stellte
  sich heraus,  daß nicht nur er und sein Bruder Walter, sondern auch
  der Notar Dr.  Rech Parteimitglieder waren.
       
       
Als ich in die Firma eintrat, war die erste Überraschung, daß 
   mir Onkel Dietrich einen schlanken blonden Herrn, etwas größer 
   als ich und in meinem Alter, als seinen Prokuristen Papst vorstellte. Bis
   zu diesem Tage hatte ich nie etwas von ihm gehört. Wenn in der Familie
   von einem Prokuristen die Rede war, so war es stets der alte Funkenhaus 
 gewesen,  der mit der behäbigen Würde eines Patriarchen über 
 dem kaufmännischen  Büro thronte und den ich schon seit Jahren 
als den „Prokuristen“ des  Hauses kannte. Papst war nicht weniger überrascht, 
 in mir einen neuen  Kollegen zu sehen, indem ich ja auch Prokura bekommen 
 sollte. Nach kurzer  Zeit aber verstanden wir und sehr gut. Es stellte sich 
 bald heraus, daß  wir keinerlei Konkurrenz gegeneinander hatten, daß 
 uns beide dasselbe  streben einigte: aus der Stellung des Prokuristen heraus 
 zu dem eines halben  Teilhabers, zum mindesten eines Juniorpartners zu gelangen. 
 Der Juniorpartner  ist eine Einrichtung aus dem englischen Kaufmannsleben 
 und erinnert etwas  an die Einrichtung der Hausmeier zu Zeiten der Merowingischen 
 Könige,  von denen sich bekanntlich die Karolinger allmählich zur
 eigenen Königswürde  emporarbeiteten.
       
       Auf Anraten eines Onkels hatte ihn sein Vater nicht wie er beabsichtigte, 
   zu der großen und vornehmen Firma Braubach am Laurentiusplatz in 
die   Lehre getan, sondern zu der damals noch wenig bekannten und kleinen 
Firma   der beiden Brüder Wilhelm und Dietrich Brügelmann in der 
Mühlengasse,   von der aber einsichtige Leute voraussagten, daß 
die Firma noch eine   große Entwicklung machen würde. Papst ist 
damals als Lehrling  auch eingetreten und hat bis heute seine gesamte Kraft 
ausschließlich  der Firma gewidmet und wird dies aller Voraussicht nach
auch bis zu seinem  Tode tun. 
       
       Voller Laune erzählte er mir einmal in spaßiger Form, wie 
 er  als angehender Gehülfe, der ewigen Vorhaltungen über die trefflichen 
   Einrichtungen im Hause Arthur Königs in München-Gladbach überdrüssig, 
   sich kurzer Hand auf die Bahn gesetzt, dorthin gefahren war und unter irgend
   einem Grunde sich Eingang in dieses Textilhaus verschafft hatte. Er hatte
   sich natürlich ordentlich umgesehen und konnte nachher in der Mühlengasse
   darüber einen Bericht erstatten, der vieles von der Gloriole dieses
  Hauses zum Erlöschen brachte. Onkel Wilhelm, der Schwiegersohn des
Hauses,  war riesig empört über diese Feststellungen seines jungen
Angestellten,   und ich könnte mir lebhaft vorstellen, daß sein
jüngerer  Bruder Dietrich, der zwar äußerlich in diese Vorhaltungen
einstimmen  mußte, innerlich darüber gelacht hat und sehr erbaut
war, wenn  er nicht etwa noch mit Veranlassung für diese Reise gewesen
ist. 
       
       Alles und jedes, was Papst in der Mühlengasse in seiner Stellung
  hatte  erreichen können, bevor ich ihn kennen lernte, hatte er nur
unter  hartem  Kampf erobert. Es war wie ein geschriebenes Gesetz gewesen,
ihn nach  dieser  Seite möglichst zurückzuhalten. Aus zahlreichen
Erörterungen   von ihm, meinen Vettern und meinen Onkeln habe ich deutlich
und klar entnommen,   daß, nachdem er die Stellung als Einzelprokurist
erobert hatte, ihm   der Seniorchef Dietrich Brügelmann jahrelang es
als eine erreichbare   Möglichkeit vorgegaukelt hat, daß er Teilhaber
werden könne.   Er ist es nie geworden und wird es auch nie werden.
Trotz seiner vorzüglichen   Eigenschaften hinderte ihn daran vor allem
eines, das er mir selbst einmal   offen zugegeben hat: Bei all seiner Menschenkenntnis
und seiner ausgezeichneten   Charakterbildung, seinem Mut und seiner Furchtlosigkeit
war er trotzdem befangen  a) in Gegenwart seiner eigenen Frau (einer geborenen
Raffauf, Tochter eines  Prokuristen aus dem Hause Seligmann) und b) in Gegenwart
eines maßgebenden   Familienmitgliedes der Familie Brügelmann
und selbst ihrer Frauen. Dieses  Gefühl der Befangenheit hatte er hingegen
nicht in Gegenwart von mir  und meiner Frau, und ich konnte mit ihm daher
über alles und jedes frei  von der Leber weg sprechen. Er war nur drei
Monate älter als ich und  wir verstanden uns auf das Beste. Im Laufe
der Jahre hatte er aber das Thema  seiner Teilhaberschaft derartig bei mir
abgearbeitet, daß ich es zum  Schluß müde wurde. Als ich
Ende Oktober 1928 meine Bestellung zu Notar in Bonn erhielt, gedachte ich
diesem Gesprächsthema ein Ende zu machen. Es kam genau so, wie ich es
mir gedacht hatte und wie es mir mein  Vetter Will Brügelmann in einer
anderen Form deutlich vorausgesagt hatte:  Er kannte ihn durch den Verkehr
während all der Jahre vor meiner Tätigkeit  noch viel besser als
ich und hatte mir in einer ernsten Unterredung auseinandergelegt,  daß
er niemals sich von der Mühlengasse trennen würde, komme  auch,
was da kommen möge. Ich lud ihn mit seiner Frau zum nächsten  Sonntag
nach Bonn zur Bachstraße ein (am gleichen Tage, an dem ich mir morgens
das Haus des Geheimrats Bardenhewer besehen hatte), und unter Tisch stellten
wir in einer ernsten Aussprache endgültig fest: Jetzt sei der Zeitpunkt
gekommen, mit den Plänen einmal ernst zu machen. Auf Grund meiner Ernennung
zum Notar habe ich jetzt eine neue Existenzgrundlage, er müsse sich
eine solche verschaffen, dadurch, daß er nach erfolgter  Kündigung
in der Mühlengasse Generaldirektor der Westdeutschen Handelsgesellschaft
(anstelle des alten und erkrankten Steip) werde. Dann sei es seine Aufgabe,
diese Gesellschaft mit ihr zusammenhängenden Einzelhandelsgeschäften
 der Gebrüder Sinn usw. zu einem lebensfähigen und äußerst
 lebendigen Konzern zu entwickeln. Ich sei gerne zur Mitarbeit bereit, letzten
 Endes würden dann die Brügelmänner schon kommen, um über
 die Verschmelzung zu verhandeln, nur auf diese Weise könne es ihm und
 mir gelingen, auch einmal Teilhaber bei B. S. zu werden.
       
       Während der Unterhaltung wurde das Gesicht von ihm und seiner 
Frau   langsam immer kleiner und blasser und am Ende verlief die ganze Unterredung
   in einem Nichts. Wir schieden durchaus freundschaftlich, aber es war mir
  ganz klar, daß weder er das jemals tun würde noch das seine
Frau   ihn dabei unterstützen würde. Ich bin nicht geneigt, dies
bei ihm  als einen Mangel an Mut auszulegen, es handelt sich vielmehr um
einen gewissen   Mangel an Bedenkenlosigkeit, der auf der Gegenseite ziemlich
reichlich vorhanden   war und ist.
       
       Einige Zeit vorher hatte ich die Gegenseite der Medaille mit meinem
 Onkel   Dietrich zu bearbeiten, der von mir einen Ausweg gezeigt haben wollte, 
 wie   er auf der einen Seite seinen häufigen Versprechen an Papst gerecht 
  werden wollte und auf der anderen Seite mit einer entsprechenden letztwilligen 
  Verfügung keinen Anstoß bei seinen Teilhabern und namentlich 
seinen  beiden Neffen erregen wollte. Ich hatte ihm klar gemacht, daß 
er mit  rechtlicher Wirkung nur etwas innerhalb seines Stammes verfügen 
könne  und damit auch in seiner auf Widerstand stoßen würde. 
Er fand den Ausweg, auf einer Reihe von größeren Zetteln seine 
Wünsche  über dasjenige zu Papier zu bringen, was nach seinem Tode 
innerhalb der Firma geschehen solle. Dieses Zetteltestament war ausdrücklich 
als rechtsunverbindlich gemeint und auch als solches bezeichnet. Ich konnte 
natürlich weder Papst noch den anderen etwas davon sagen. Nach seinem 
Tode, der etwa ein halbes Jahr später liegt, kamen die Zettel innerhalb 
einer kleinen internen Familienkonferenz durch Will zur Verlesung. Er versuchte 
mich mit ziemlich scharfen Worten dafür verantwortlich zu machen. Ich 
schob jede Verantwortung ab und mit Recht. Ich habe zwar Onkel Dietrich auf 
seinen Wunsch bei der Abfassung dieser Zettel unterstützt, ihn aber über
die rechtliche Bedeutungslosigkeit dieser Wische keineswegs im Irrtum gelassen
und auch schon damals jede Verantwortung dafür abgelehnt. Es war eben
ein letzter kümmerlicher Versuch, sich aus einer Schlinge herauszuwinden,
die er sich jahrelang selbst gelegt hatte. Ob diese Wunschzettel jemals an
Papst mitgeteilt worden sind, entzieht sich meiner Kenntnis. Jedenfalls hat
nie die Meinung bestanden, ihn zum Teilhaber zu machen, und sei es auch nur
zu einem Mitgesellschafter minderen Rechts, den man beispielsweise mit einer
  kurzen Kündigungszeit und unter knapp bemessenen Bedingungen heraussetzen
  kann, für den es für seinen Sohn oder sonstige Erben keine Nachfolge
  gibt usw.
       
       Die meisten Mitglieder der Familie, die die Bedeutung von Papst nicht
  kannten  und geneigt sind, ihn gewaltig zu unterschätzen, waren im
Jahre  1936/37  bei der Steuerkatastrophe innerhalb der Firma der naiven
Ansicht,  Papst müßte  als der Sündenbock aus der Firma ausscheiden.
  Otto, dem diese Unmöglichkeit  natürlich von vorneherein ganz
klar  war, verstand es sehr geschickt,  darüber herum zu lavieren und
heute  ist Papstens Stellung immer noch  die gleiche wie früher. Ja
in einem  Punkte hat sie noch gewaltig zugenommen:  Der neuerdings vom Stamme
Werner  Brügelmann unternommene Versuch, den  letzten Firmenvertrag
wegen arglistiger  Täuschung anzufechten, die Firma  möglicherweise
aufzulösen  und an den Stamm Werner zu bringen, hat  blitzartig die
ganze Bedeutung von  Papst ins Licht gestellt. Wie mir O. B.  mitteilte,
hatte tatsächlich  der älteste Sohn von Werner bereits  den naiven
Versuch gemacht, Papst  für Mitarbeit mit dem Stamme Werner  Brügelmann
zu vrepflichten,  falls es zu einer Trennung kommen sollte.  Diese Zumutung
ist so naiv, daß  man darüber nur herzlich lachen  kann. Papst
lebt und stirbt für  die Mühlengasse und wird sich niemals  für
einen einzelnen Stamm  einsetzen. 
       
       Was meine persönliche Beurteilung angeht, so bin ich der Ansicht, 
  das  er eine dicht an die Genialität grenzende überwiegende Begabung 
   für alles Kaufmännische und Organisatorische besitzt. Dazu einen 
   eisernen Fleiß. Die minutiöseste Genauigkeit in allen kleinen 
  und großen Dingen. Eine ungeheure Warenkenntnis, nicht nur auf dem 
 Gebiete der Woll- und Kurzwaren, sondern auf dem ganzen Gebiete des Textilgroßhandels. 
   Eine durchdringende Klugheit und Menschenkenntnis verbindet er mit äußerster 
   Vorsicht und trotzdem hohem Wagemut. Er ist nach allen Seiten als Kaufmann 
   als seriös und perfekt zu bezeichnen. Dabei ist er im Grunde seines 
  Herzens ein tiefreligiöser Mensch und einfach in seinen Ansprüchen. 
  Ich bedauere es lebhaft, seinen körperlichen Zusammenbruch im Jahre 
 1936 gelegentlich der großen Steuerkatastrophe miterlebt zu haben und
 denke mit Befriedigung daran, daß er auch dieses ohne Nachteil überstanden
   hat. 
       
       An gelegener Stelle werde ich hierauf noch zurückkommen. 
       
       
Vetter Otto war von drei Söhnen seiner der Jüngste, ein kluger 
   Junge, der als etwas hochfahrend galt. Als Jüngster war er der besondere 
   Liebling seiner Mutter und als solcher wohl auch etwas verwöhnt. Bei
   meinem Schulfreund Reitmeister sah ich ihn selten, obschon dessen Vater,
  mein späterer Schwiegervater, sein Patenonkel war. Als Student wurde
  er Jurist und redete davon, in Bonn oder sonst einer guten Universität 
  seinen Doktor zu machen. Nachher aber geriet ihm dieser in Heidelberg, gleichwohl
   war er anfangs recht stolz auf diesen Titel. Ich erinnere mich, daß
   er im Jahre 1910 seinen Glückwunsch zur Verlobung seiner Kusine (Verlobung
   Matthias Rech mit Helene Reitmeister) schnurrigerweise unterzeichnete:
„Dein   treuer Vetter Dr. juris Otto Brügelmann.“ Damals hatte er es
sich nicht   träumen lassen, daß er in etwa 23 Jahren Seniorchef
der Firma  F. W. Brügelmann Söhne sein würde. Bis dahin hatte
er sich  den Doktortitel langsam wieder abgewöhnt.
       
       In den ersten Jahren unseres Zusammenarbeitens in der Mühlengasse 
  habe  ich mich oft genug gründlich über ihn geärgert. Mitunter 
  kam  es zu offenen Zusammenstößen, bei denen er meist zum Schluß 
   recht kleinlaut zu werden pflegte. Bald aber fand ich es viel bequemer, 
 ihn  bei törichten Zumutungen auf den Sand laufen zu lassen oder noch 
 heimtückischer,  ihm durch Onkel Dietrich den Kopf zurechtsetzen zu 
lassen. Gegen diese Methode  war er ziemlich hilflos und gewöhnte sich 
den hochfahrenden Ton mir gegenüber ab. Mit der Zeit schliffen wir uns 
aufeinander ein und konnten mitunter reibungslos arbeiten, nachdem wir uns 
beiderseits näher kennen und auch schätzen gelernt hatten. Wenn 
man ihm die Zähne zeigte, konnte man ihn schnell zur Vernunft bringen. 
Bewundernswert fand ich an ihm immer seinen unermüdlichen Fleiß, 
seine Pünktlichkeit und seine manchmal allzu große Wendigkeit. 
Wer von seinen Untergebenen ihn richtig zu behandeln verstand, konnte vieles 
und leicht von ihm erreichen, da er selbst plumpen Schmeicheleien zugänglich 
war. Er hat das manche böse Erfahrung machen müssen. Das Sprunghafte 
in seinem Wesen hat zu manchen nicht unerheblichen Schädigungen der Firma
geführt, und es war keineswegs angenehm, ihm das vorhalten zu müssen.
Zum Schlusse sah er es meistens ein, machte sich aber nicht viel daraus.
Allmählich hatte er sich daran gewöhnt, in mir einen Mitarbeiter 
zu sehen, während er Papst gegenüber stets der Herrenmenschen hervorzukehren 
wußte, oft genug, wie es mir scheinen wollte, gegen seine bessere Einsicht. 
       
       In seiner Familie daheim war er keineswegs auf Rosen gebettet. Mitunter
   hatte er den Drang, sich bei mir auszusprechen und vertraute mir dann
erstaunliche    Dinge an. Er sei im Kriege an seine Frau und seiner Kinder
geraten, ohne   recht zu wissen wie. Mit seiner Frau Asta, mit der er vielfach
Streit hatte,   vertrug er sich doch im ganzen gut. Nur war es für die
Umgebung nicht   angenehm, häufig der etwas peinlich berührte Zuschauer
ehelicher   Explosionen zu sein. Auch hier galt der von mir in der Firma
stets vertretene   Grundsatz, daß derartige Explosionen den Wagen der
Ehe oder der Firma   weiterschoben.
      
      Ein großer Rest seiner kaufmännischen Ausbildung als Bankfachmann
   blieb, so sehr er ihn auf der anderen Seite nützte, doch für
seine   peinlich genaue Ausbildung als Warenfachmann stets ein großes
Hindernis.   Ich wurde den Eindruck nie los, daß er in Papst den fachmännisch
   weit überlegenen Warenkaufmann sah, so sehr er auch bemüht war,
   es ihm auch auf diesem Gebiete gleich zu tun. Er fühlte kraft seiner
   Klugheit dessen Überlegenheit zu deutlich und ließ ihn im Grunde
   nie im Stich.
      
      Meine Ernennung zum Notar imponierte ihm im Grunde riesig, obwohl er
 nie   ein Wort darüber verlor. Ich habe das Gefühl, daß
wir  seitdem   viel besser und reibungsloser miteinander arbeiteten. Als
wir uns  schließlich   endlich trennten, bewahrten wir beiderseits
ebenfalls  keine schlechte Meinung   voneinander. Im Grunde verstehen wir
uns gut miteinander  und sind uns auch   in trüben Tagen des beiderseitigen
Unglücks  bei Gelegenheit der   Steuerkatastrophe keineswegs fremd geworden,
sondern  haben uns gegenseitig   so viel geholfen, als wir dazu im Stande
waren. 
      
      Das Leben hat uns allmählich auseinander gebracht aber nicht in
 Gegensatz   zueinander.
      
      Besonders erwähnen muß ich seinen Mut bei dem nächtlichen
   Fliegerangriff der Engländer, dem die Mühlengasse Ende Mai 1942
   zum Opfer fiel und bei dem es ihm gelang, noch einen ganz erheblichen
Rest    des Hauses und des Archivs zu retten. Er hat darüber, leider
aber nur   auszugsweise, einen Bericht in der Dreikronenrundschrift veröffentlicht.
   Ich muß zusehen, vollständige Abschrift zu erhalten. 
      
      Seine Frau: Tochter eines verabschiedeten Offiziers mit starker Neigung 
  zum Krakeelen. Von seiner Frau, geborenen Pauli in Bremen, geschieden (
      war sie) mit ihren Geschwistern in Freiheit aufgewachsen 
  und schon früh auf Verdienst angewiesen. Anstellung in England. Nicht 
  nur gute Sprachkenntnisse sondern auch pazifistische Gedankengänge. 
 Dementsprechender Ton und persönlicher Verkehr im Hause. Auch manche 
 Juden. Erziehung durch die Schwiegermutter Tante Maria zum Teil mit gutem 
 Erfolg. Allmählich an geordneten Haushalt gewöhnt und von Tierhaltung 
 abgewöhnt. Keineswegs unsympathischer Mensch, zum Teil auch geistreich 
 in der Unterhaltung. Von Änne als „Weltdame“ angesehen. In Kleidung 
manchmal ein wenig exzentrisch. Im Ganzen ein tüchtiger Mensch. Ewiges 
Dienstbotenleid. Nach anfänglichem Etagenhaushalt Haus in der Bodinusstraße 
in Nippes. Dieses später an Walter Br. verkauft. Kauf des großen 
und vornehmen Hauses Bürgers, Oberländerufer 132 mit geräumigem 
 Garten und Kutscherwohnung. Im zweiten Stockwerk Wohnung mit Sondereingang 
 vermietet. Herrliche Veranda, schöne Sommerfeste. Mit dem Vater, der 
 die Mutter zeitweise als Sekretärin beschäftigte, ergaben sich 
später Komplikationen. Ein Versuch, ihn zu entmündigen, schlug fehl
und wurde von ihm mit Ersatzklagen gegen seinen Schwiegersohn OB. beantwortet. 
Trotzdem ging der Familienzusammenhang nicht vollständig verloren und 
die Streitigkeiten wurden wieder eingerenkt.
     
     Mit der Mutter, die aus hervorragender Familie stammte, konnte ich gelegentlich 
  eine sehr flüssige Unterhaltung leichter oberflächlicher Art führen,
  wovon sie meistens sehr entzückt war. Sie hatte eine besondere Art,
 sehr schnell von einem Thema auf das andere zu wechseln; erklärte z.
 B. eines Tages bei einer Kaffeegesellschaft bei Tante Emma plötzlich,
 sie müsse jetzt zum Schwimmen gehen. Dabei war sie aber keineswegs
unsympathisch,  und man ließ sie ruhig gehen. Etwas von ihrem fahrigen
Charakter hatte  sie auch den Kindern vererbt. Die Schicksale ihrer anderen
Töchter waren   zum Teil sehr merkwürdig. 
     
     
Er war der älteste Sohn von Onkel Dietrich Brügelmann und Emma 
  geborenen Hill, ein hoch und schlank gewachsener Mann mit schönen Körperformen
  und regelmäßigen Gesichtszügen, welche eine große
Ähnlichkeit  mit seinem Urgroßvater Friedrich Wilhelm Brügelmann,
dem Gründer  der Firma, aufwiesen.
     
     Er besaß einen guten und scharfen Blick für alles Wirkliche,
  hatte auf der Schule schlecht gelernt, sich aber später zu einem tüchtigen 
  Kaufmann und schlauen Rechner entwickelt, dabei war er ziemlich großspurig, 
  hatte gesellschaftlich heftigen Ehrgeiz und war darauf aus, möglichst 
  in Fabrikantenkreise zu kommen. Er konnte sehr liebenswürdig sein, 
war  aber oft, auch in seiner Familie, ein ungehobelter Flegel, der namentlich 
  oft mit seinem Vater heftig aneinander geriet, wobei die beiden weder Rücksicht 
  aufeinander noch auf die Umgebung nahmen. Auf geistigem Gebiete war er recht
  anspruchslos, und was er sich gelegentlich auf Reisen in München an
 Bildern kaufte, war völlig wertlos. Er hatte nur Sinn für elegante 
 Inneneinrichtungen und war im übrigen ziemlich kulturlos. Obwohl er 
recht stattlich aussah, sich eines guten Appetits und einer scheinbar unverwüstlichen 
 Gesundheit erfreute, hatte er doch mit unheimlicher Regelmäßigkeit 
 jedes Jahr zwei Angina-Erkrankungen, die er wenig zu beachten pflegte; länger 
  als ein bis zwei Tage pflegte er seinem Körper dann trotz der Erkrankung 
  keine Ruhe zu gönnen, und namentlich meinte er stets gleich wieder 
nach  Deutz in die Fabrik zu müssen. Hieran ging er auch zugrunde, trotzdem 
  ich ihn jahrelang auf das eindringlichste warnte und ihm die Folgen einer 
  verschleppten Angina für die Nieren klarzumachen versucht hatte. Er 
 pflegte mich vom Bett aus anzurufen und ich pflegte ihm dabei zu sagen, daß
  er so stark erkältet sei, daß ich befürchten müsse,
 von ihm selbst durch das Telefon angesteckt zu werden. Er hatte Sinn für
  Humor und konnte herzlich lachen, aber zur Schonung seiner Gesundheit war
  er nicht zu bewegen. Ich erinnere mich, daß wir die Taufe eines seiner
  drei Söhne als ein prachtvolles Sommerfest im Hause und Garten an
der   Amsterdamer Straße feierten. Dieses Haus hatte ihm sein Vater
noch  während des Weltkrieges gebaut, und es war bald nach Kriegsende
fertig  geworden. Mit seiner Frau, Tochter des Fabrikanten Lukas aus Elberfeld,
der  seinerseits aus einer altangesehenen Familie stammte, verlebte er in
diesem  Hause glückliche Jahre, bis ihn am 19. November 1925 nachts
der Tod mitten aus seinem blühenden Leben riß. Diesen Tag werde
ich nie in meinem Leben vergessen. Der Schlag kam für alle so unerwartet
und überraschend, daß alle davon wie erschlagen waren. Seine Mutter
schwebte tagelang wegen Herzkrämpfe in Lebensgefahr, sein Vater suchte
über den fürchterlichen Verlust hinwegzukommen, daß er sich
mit größtem Eifer den Vorbereitungen für das wirklich großartige
Begräbnis und später den künstlerischen Verewigungen seines
Sohnes widmete. Dabei mußte ich förmlich als sein Adjutant bei
allem mit dabei sein, es waren wenig angenehme Tage für mich.
     
     Da der Tote gänzlich unverändert war, wurde auf meine Anregung 
  eine Totenmaske abgenommen, und zwar von dem Bildhauer Papst, der auch später
  danach eine mäßig gelungene Marmorbüste fertigte. Den Maskenabzug
  in Gips aber bewahrte Onkel Dietrich wochenlang in seinem Schreibtisch
in   einem ungelüfteten Fache auf und besah sich den Abzug von Zeit
zu Zeit   mit ernster Miene. Ich konnte ihn nicht davon abbringen, obwohl
der Gips  in dem ungelüfteten Fache allmählich einen grauen Schimmelton
annahm,   der grausig wirkte. Wochenlange Erörterungen fanden darüber
statt,   wer ein Bildnis von dem Verstorbenen malen sollte. 
     
     Onkel Dietrich hatte sich von dem Inhaber eines Vergrößerungsateliers 
  dazu bereden lassen, äußerst flaue große Nachbildungen 
von  alten Fotos machen zu lassen, sogar in farbigen Wiedergaben. Sie gefielen 
  ihm sehr gut, sonst aber keinem, fanden vielmehr allgemeine Ablehnung. Die
  junge Witwe aber wollte ihren verstorbenen Mann unbedingt von einem Maler
  Klemm gemalt wissen, der allgemeine Modemaler für gewisse Industriekreise 
  war und dementsprechend hohe Preise nahm. Das war mir genauestens bekannt 
  durch Georg Rolfes, der sich ebenfalls von ihm hatte malen lassen wollen, 
  davon aber abkam, weil Klemm einen sehr erklecklichen Betrag in Englischen 
  Pfunden dafür verlangte. Ich warnte Onkel Dietrich, der sich natürlich 
  als Vormund für seine Schwiegertochter auch in dieser Sache aufgeworfen 
  hatte. Er tat sehr zuversichtlich, aber Klemm legte ihn herein, indem er 
 versicherte, er würde ihm das Bild seines Sohnes unberechnet nur gegen 
 die Unkosten malen. Ich warnte: Die Stadt Münster i. W. habe einmal 
sich über ein Gemälde, das den Abschluß des Westfälischen 
 Friedens darstellen sollte, mit dem Maler nicht geeinigt, und dieser habe 
 sich erboten, das Bild gegen Ersatz seiner Unkosten zu malen, worauf die 
Stadt Münster hereinfiel und schließlich das Bild mit dem dreifachen 
 Betrage bezahlen mußte. Auch das Bildnis Klemm, das den guten Vetter 
 in großer Aufmachung und in einer flotten Manier mit ziemlicher Ähnlichkeit 
 gemalt nachher auswies, ist dem Maler, der den Dargestellten nie gesehen 
hatte, nachher ganz saftig bezahlt worden. 
     
     Das Begräbnis war riesig aufgezogen, und ein sehr redegewandter 
Pastor,   irre ich nicht aus Elberfeld, wußte sich in seinen mehreren 
Reden in  eine immer tollere Verherrlichung derartig hineinzusteigen, daß 
er schließlich von einer Lichtgestalt des Baldur faselte. Dafür 
strich er später ein Honorar von mindestens 1000 RM ein. Die ganze Familie 
und viele andere waren zum Begräbnis gekommen, das am 21. November 1925, 
 einem Samstage, stattfand. Um 11 Uhr sonntags war die Leichenfeier im Trauerhause 
 gewesen, wobei Ernas Jammer herzzerreißend gewesen war. Wir waren zu
 Fuß zur Wörthstraße zum Essen bei Tante Maria gegangen. 
Um drei Uhr nachmittags war nach endlosem Warten eine lange Rede des Pastors 
 in der scheußlichen Kapelle und daran anschließend ein Riesenbegräbnis 
 mit nochmaliger endloser Rede am Grab gewesen. Zum Kaffee hatten wir uns 
wieder bei Tante Maria versammelt und kamen erst abends spät müde 
und zerschlagen um halb zehn nach Hause zurück. Ich notierte: Die nächsten 
 Tage gab uns dann Elly von Köln aus stets Telefonnachricht über 
 das Befinden der Mutter, die mehrere Tage in großer Lebensgefahr schwebte. 
  
     
     Am nächsten Montag aber begann dann sofort in der Firma der Krieg 
 darüber,  wer die Deutzer Fabrik übernehmen sollte, Will, Otto 
oder Papst. Dieser  Kampf tobte noch lange Zeit und war noch keineswegs entschieden, 
 als am 10.  Dezember auch noch im offenbaren Anschluß an die hierbei 
 akut gewordenen  Fragen in einer inneren Konferenz der wenig würdige 
 Auftritt erfolgte,  der mit dem Ruf „heraus!“ endete. Hierüber werde 
 ich noch an anderer  Stelle berichten. Es war dies am 10. Dezember gewesen, 
 und ich hatte daraufhin  bis zum 18.12. gestreikt. Bald darauf ließ 
 Onkel Dietrich seinen Sohn  Kurt kommen, und ich widmete mich mit größerem 
 Eifer meinen Bestrebungen  um ein Notariat, welche drei Jahre später 
 zu einem Erfolg führen  sollten.
     
     
Als jüngster Sohn seiner mit sieben Kindern gesegneten Eltern wuchs
  er nach dem Tode seines Vaters bei der Mutter und den älteren Geschwister
  auf. Wir besitzen eine allerliebste Photographie, die ihn als kleinen Jungen
  in einem Gartenhäuschen in dem kleinen Garten hinter der alten Mühlengasse
  zeigt. Als einen erwachsenen Jüngling von fast dämonischer Schönheit
  weist ihn ein Bild auf, das seine älteren verheirateten Schwestern
mit  ihren Männern und seinen älteren Bruder Wilhelm zeigt. Das
Bild  heißt die Tirolergesellschaft. Ähnlich wie ein bild der
sechs oder sieben Geschwister, Kinder seines Vetters Karl Brügelmann
und Sophie,  geborenen Brügelmann, welche die Aapenfamilie heißt
ob der seltenen  Schönheit des jugendlichen Gesichtsschnittes dieser
Kinder, von denen  sich einige im Alter zu Schönheiten entwickelten.
   
   Als ich ihn kennenlernte, war er schon ein alter Mann, der die Höhe 
 des Lebens überschritten hatte, groß und hochgewachsen, gut gepflegt 
 und tadellos in Anzug. Er pflegte jeden Morgen eine besondere Sorgfalt mit 
 der Pflege seines Schnurrbartes durch den Friseur zu widmen. Er mußte 
 jeden Morgen auf das Sorgfältigste ausgezogen, gestützt und gebrannt 
 werden, dafür sah er aber auch den ganzen Tag immer tadellos aus. Seine 
 grauen Augen waren mitunter voll Schelmereien und Humor. Er war im Stande, 
 mitten in einer Geschäftskonferenz, als davon die Rede war, daß 
 diese Konferenz in Abwesenheit der führenden Leute von den Angestellten 
 für allerlei Hallotria mißbraucht wurde, folgende Geschichte zu
 erzählen:
   
   „Als ich im Hause Königs Lehrjunge war, pflegte der alte Königs 
 sich jeden Morgen mit einer Zeitung und einer Zigarre auf einen stillen Ort
 zurückzuziehen und dort mindestens eine Stunde lang unter sorglicher 
 Ruhe zuzubringen. Zu seiner Bequemlichkeit hatte er sich auf dem Sitze zwei 
 Armlehnen einbauen lassen, und so war es ihm sehr behaglich dabei. Regelmäßig 
 kam er erst nach einer Stunde heraus, und das gesamte Personal wußte 
 das ganz genau und richtete sich darnach.“
   
   Während er dies erzählte, schaute er ruhig vor sich hin und
tat  so, als ob er nichts davon wüßte, daß seine beiden
Neffen  Will und Otto die Enkelkinder dieses alten Königs waren. Durch
einen  Blick auf beide überzeugte ich mich davon, daß sie mit
halbverlegenem  Lächeln vor sich schauten und begegnete dem Blick von
Papst, der sie  sich ebenfalls angesehen und sich dasselbe gedacht hatte.
Onkel Dietrich tat ganz unbefangen, aber bis heute bin ich mir noch nicht
ganz klar darüber,  ob er nicht ganz genau daran gedacht hatte, daß
die beiden Enkel dies  mit anhören mußten. 
   
   Wie mir sein Vetter Albert Brügelmann, der heute, längst aus 
der  Stammtafel herausgewachsen, als der älteste aller Brügelmänner 
 in Köln noch lebt, gelegentlich erzählte, seien die richtigen Brügelmänner
 kleine und eher untersetzte Leute gewesen. Zu den richtigen zählte
er  sich und sich selbst und seine drei Kinder, ferner auch seinen Neffen
Max  Brügelmann und einige sonstige. Von der Mutter Dietrichs, die er
als  Tante Lenchen bezeichnete, stammten dagegen nach seiner Ansicht die
nicht  ganz richtigen langen Brüglemänner ab. Es war unverkennbar,
daß  Onkel Dietrich und sein Sohn Werner die typischen Vertreter dieser
„großen“  Familienmitglieder waren.
   
   
Onkel Dietrich besaß eine riesige Gewandtheit auf dem Gebiete des 
 kaufmännischen Kämpfens. Wer ihm nahestand, konnte sicher sein, 
 daß er hauptsächlich mit Schmeichelreden und halben Versprechungen 
 möglichst jahrelang hingehalten wurde. Er verstand es glänzend, 
 irgendwelche Hoffnungen zu erwecken, ohne sich in irgendeiner greifbaren 
Weise festzulegen und damit den Betreffenden jahrelang hinzuhalten. Diese 
Methode hatte bei mir schließlich keinen Erfolg mehr, weil ich entschlossen 
 einen anderen Weg ging, nachdem ich mir klar gemacht hatte, daß ich 
 die Teilhaberschaft durch ihn nicht erreichen würde und er auch gar 
nicht in der Lage war, eine solche gegenüber seinen anderen Teilhabern 
durchzusetzen. Dieselbe Methode hat aber gegenüber Papst funktioniert 
und auch über seinen Tod hinaus bis heute Erfolg gehabt. 
   
   Eine andere Form seines Kampfes war das blinde Lostrommeln in scheinbar
 großer persönlicher Erregung. In diese mußte er sich meistens
 selbst erst hineinsprechen. Dann hieb er scheinbar ohne Ziel nach allen
möglichen  Seiten um sich. Er verbreitete dadurch bei der Gegenseite
Bestürzung,  und aus deren Protesten fühlte er allmählich
das Richtige heraus  und schälte dann den Kern des Streites sehr geschickt
heraus. Fast stets  hatte er mit dieser Methode Erfolg. Ich selbst war allerdings
mit der Zeit  genügend gerüstet und lernte es, ruhig und kühl 
zu bleiben  und mich auf einen solchen Streit gar nicht einzulassen. Merkte 
er dies, so schlug er gleich andere Seiten an. Papst war hingegen gegen derartige 
Ausbrüche vollständig hilflos, vom anderen Personal gar nicht zu 
reden. Wenn schon die Ausstrahlung seiner persönlichen Energie und deren 
Einwirkung auf die Umgebung ganz bedeutend und offensichtlich war, so zeigte 
sich dies besonders im Falle von solchen scheinbaren Wutausbrüchen. Selbst
Will und Otto gaben mir zu, daß sie trotz aller vernünftigen Überlegungen
sich fast regelmäßig auf Anhieb von Onkel Dietrich zu Erregungen
verleiten ließen, bei welchen sie sehr oft den Kürzeren zogen.
Sie gaben zu, daß er hierin eine besondere Stärke entwickelte.
  
  Ein weiteres Kampfmittel in der Hand des Onkels war der burschikose Biedermannston.
 Er konnte mitunter seine nächste Umgebung mit „Ihr Halunken“ in schelmischer
 und humorvoller Weise anreden, fand dabei meistens guten Boden und hatte
Erfolge. 
  
  Auch väterliche und familiäre Töne lagen ihm gut, und er 
handhabte sie mit angeborener Virtuosität. Freilich kam er nicht immer 
damit durch. In jahrelangem Streit mit seiner Tochter und deren Mann gab er
selbst zu, schließlich den Kürzeren gezogen zu haben. Seine Tochter
war so ähnlich wie er, sie hat stets vergeblich versucht, ihm ein schriftliches
Versprechen über einen recht erheblichen, aber den Familienverhältnissen
angepaßten Zuschuß zu ihrem Lebensunterhalt abzuringen. Derartige
Versprechen haßte er wie die Pest. Ich habe es schließlich drangegeben,
ihn in dieser Sache zu beraten und den Mittler zwischen ihm und Arnsberg
zu spielen. Es kam nichts dabei heraus, als daß beide Parteien ihren
Groll auf mich abschoben und namentlich die Arnsberger sich schließlich
in einen regelrechten Haß gegen mich hineinredeten. Mir war das Ganze
von Herzen gleichgültig. Ich verweigerte weitere Reisen nach Arnsberg
und beobachtete mit Vergnügen, wie Will sich wiederholt zu derartigen
Vermittlungen hergab, stets mit dem gleichen, von mir genau im Einzelnen
vorausgesagten Ergebnis. Will mußte mir Recht geben und nahm schließlich
auch lachend von der Sache Abstand. Im Einzelnen könnte man hierüber
einen förmlichen Roman schreiben. Zu bedauern ist nur, daß selbst
heute, einige Jahrzehnte nach seinem Tode noch ein starker Gegensatz zwischen
Kurt und seiner Schwester herrscht, was im Familieninteresse sehr zu bedauern
ist.
  
  
Er war ein stattlicher und hochgewachsener Mann und gut im Fleische. Er hielt sehr darauf, gut auszusehen und pflegte sein Haupt- und Barthaar sehr. Als er im hohen Alter die Weltreise auf der Resolute machte, galt er den zahlreichen Mitgästen als ein preußischer General, was ihm nicht wenig schmeichelte. Er konnte in der Tat das Aussehen eines solchen haben. Seine ziemlich versteckt liegenden Augen hatten einen graubläulichen Glanz und konnten bei spöttischer Miene außerordentlich lebendig funkeln. Wurde er aufgeregt, so konnte er mit den Augen ordentlich böse dreinsehen. Meistens aber vermied er es, den Gegner anzusehen. Je nach Lage des Falles war es ihm auch nicht schwer, in ehrliche Tränen auszubrechen. Jedes Register konnte eben gezogen werden, und je nach dem Ernst der Situation versagten auch die Tränendrüsen nicht ihren Dienst, und kein Auge der Zuschauer blieb trocken. Er hatte einen starken Schuß von Schauspielerkunst, und das kam ihm bei mancher Situation sehr zustatten. Will, sein Neffe, hat mir einmal eine längere Erzählung darüber gegeben, wie der Onkel einen Hausierer, der mit leerer Kiepe in den Laden kommt und auch nichts recht kaufen will, durch geschickte Überredung nach und nach nicht nur die ganze Kiepe mit Waren gefüllt den Laden verläßt, sondern sich auch noch für weitere Bestellungen stark sagt.
Er besaß eine ordentliche Portion Gutmütigkeit und war namentlich 
in der Familie und auch gegenüber Freunden und Bekannten stets hilfsbereit. 
Dritten gegenüber mußte er manchmal den Eindruck eines Protzen 
machen, weil er bei einer momentanen Geldverlegenheit sich sehr schnell bereit 
fand, auszuhelfen und zu diesem Zweck immer eine größere Summe, 
mindestens aber tausend Mark in der Tasche hatte. Ich vergesse es nie, daß 
sein Schwager Kayser, der als Witwer eine Frau Lefaibre geheiratet hatte, 
eines Tages ihm seine Dummheiten aus seiner Sektvertretung beichtete und Onkel
Dietrich zur Rettung seines Ansehens und seiner Stellung ihm 18.000 Mark
vorschoß. Damit wurden die Schulden und Torheiten gedeckt, und ich
erhielt den angenehmen Auftrag, für Deckung zu sorgen, was sich mit
der Zeit als völlig ergebnislos herausstellte. 
 
 In der ganzen weitverzweigten Familie war er allenthalben als der hilfreiche 
Onkel Dietrich bekannt, und ich glaube nicht daß sich jemand mit einem 
Ansinnen ganz ohne Erfolg an ihn gewendet hat. Freilich konnte er hierbei 
auch ganz ungeniert die fraglichen Verhältnisse genauestens feststellen.
 
 Große Achtung hat er mir noch in seinem Tode abgerungen: Er kam von 
seiner Weltreise mit einem neuen Ausdruck im Gesicht zurück. Sein Darmleiden 
entwickelte sich allmählich zu einem Karzinom, gegen das ärztliche 
Kunst ohnmächtig war. Trotzdem ließ er sich operieren und machte 
alle Tiefenbestrahlungen und Radiumversuche mit, welche die Ärzte ihm 
anrieten. Obwohl er den Tod vor Augen sah, ging er nochmals mit seiner Frau 
nach Baden-Baden. Kurz vor seinem Tod wurde er mit einem Krankenwagen nach 
Hause geholt, ließ sich offen auf einer Bahre aus dem Kölner Hauptbahnhof 
bringen, ohne das Gesicht hierbei zu verziehen, er war eben ein Mann.
 
 
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